Focusing

Grundlage

Grundlage ist die Erfahrung, dass es zu jeder persönlich wichtigen Frage ein körperlich spürbares Gefühl gibt.

Focusing ist eine prozessorientierte Methode, die uns den Zugang zu unserem inneren Erleben, zu unserer momentanen Situation und ihrer Bedeutung für unser Leben erschließen hilft. Die meisten Menschen kennen körperlich vage und unscharfe Empfindungen. Sie begleiten unser Erleben bei persönlich wichtigen Fragen, bei schwierigen Problemen aber auch in alltäglichen Situationen. Im Focusing wenden wir uns dieser inneren Welt, für die wir noch keine Worte haben, in achtsamer und interessierter Weise zu. Indem wir den körperlich gespürten Ahnungen folgen, beginnt ein tiefer Verstehensprozess, aus dem heraus Ermutigung, Klärung unserer Situation und neue Schritte möglich werden.

Der experienzielle (erlebensorientierte) Ansatz des Focusing wurde seit den 60er Jahren von Eugene Gendlin entwickelt und stellt innerhalb des personzentrierten Ansatzes von Carl Rogers eine wichtige Vertiefung dar.

 

Warum?

Focusing kann jeder Einzelne nutzen, und es hilft darüber hinaus den unterschiedlichsten therapeutischen Fachrichtungen, effektiver und effizienter zu Lösungen und Antworten zu gelangen.

Warum? Weil dem Denken und Fühlen über eine Sache, ein Problem (oder sich selbst) die Dimension des Körperwissens beigefügt wird: Focusing erweitert jeden Umgang mit Menschen und wirkt sich bereichernd in Medizin, Therapie und Pädagogik aus.

Was die Neuropsychologie mit technischen Geräten von aussen misst, exploriert Focusing im Innen: dass nämlich Denken und Fühlen miteinander verwoben sind und dass aus dieser Verbindung ganz natürliche Hinweise darauf entstehen, was es gerade braucht.

Wie?

Ein Beispiel: Der Magen zieht sich zusammen, wenn ich an die bevorstehende Prüfung denke. "Das ist ein untrügliches Zeichnen für Stress!?" Vordergründig. Denn es kann auf ganz andere Dinge hinweisen. Dazu frage ich meinen Magen, also die Körperstelle, an der dieses – Focusing nennt es – „Etwas“ auftritt: "Was will es mir sagen in Bezug auf die Prüfungssituation? Was braucht es dort, wenn ich da hin spüre?" Und ich erhalte eine Antwort: etwa, dass es mit dem Lehrbeauftragten zusammenhängt oder mit meiner Angst zu versagen. Und durch die Aufmerksamkeit, die ich darauf richte, verändert sich etwas!

So zeigt Focusing von innen, vom Körper her, was zu tun ist und lädt dazu ein, den Signalen nachzugehen, um sich dieses Wissens zu bedienen. Wohl- und Unwohlsein sind beispielhafte Signale, an denen ich mit Focusing ansetzen kann. Jeder Gedanke, jedes im Körper entdeckte Gefühl, jede Wahrnehmung, auch die unscheinbarste und undeutlichste, nur geahnte Beobachtung lässt einen in kurzer Zeit differenziert wahrnehmen, wie etwas ist.

Alle kennen die Situation, einen Raum zu betreten, in dem bereits Menschen sitzen. Seismographisch wählen wir einen Sitzplatz aus, an dem wir uns wohl fühlen. Der Körper erfasst viel schneller und umfassender, was passt, als dies für den Verstand möglich ist.